Zukunft Lebenslangen Lernens - Strategisches Bildungsmonitoring am Beispiel Bremens

Zukunft Lebenslangen Lernens - Strategisches Bildungsmonitoring am Beispiel Bremens

von: Peter Beier, Anke Grotlüschen

wbv Media, 2008

ISBN: 9783763945306

Sprache: Deutsch

256 Seiten, Download: 1828 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop
Typ: B (paralleler Zugriff)

 

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Zukunft Lebenslangen Lernens - Strategisches Bildungsmonitoring am Beispiel Bremens



Bildungsberatung und Lernberatung – Systematisierungsversuche (S. 73-74)

Joachim Ludwig

Seit den 70er-Jahren taucht Beratung vor allem in bildungspolitischen und bildungspraktischen Diskursen auf, erhält aber nur geringe Beachtung in theoretischer und empirischer Hinsicht. Auch wenn das Thema Beratung in den letzten Jahren an Bedeutung gewann, hat sich an diesem Zustand bisher wenig geändert. Weil die vorliegende empirische Untersuchung zur Erwachsenen- und Weiterbildung im Bundesland Bremen Beratungsprozesse miterfasst hat, verdient sie besondere Beachtung. Beratung gewinnt an Bedeutung und ist als integraler Bestandteil von Erwachsenenbildung im Rahmen von Bildungsmonitorings zukünftig systematisch zu erheben.

Die Bremer Untersuchung bringt interessante Aspekte von Beratungsprozessen zutage, bleibt aber zugleich in mehrfacher Hinsicht unbestimmt. Dies ist nicht dem Untersuchungsdesign anzulasten, sondern dem Stand der Theoriebildung zur Beratung, der notwendige Differenzierungen vermissen lässt. Im Folgenden werden die Erträge und weißen Flecken der Untersuchung hinsichtlich der Beratungsaspekte reflektiert, anschließend wird ein kurzer Abriss der Diskursgeschichte zur Bildungs- und Lernberatung gegeben, und drittens werden einige lerntheoretische Reflexionen angeboten, vor deren Hintergrund zukünftige Bildungsmonitorings Lernberatungsprozesse differenzierter erfassen können.

Reflexionen zur Bremer Untersuchung

Mehr als die Hälfte der befragten Personen in der Bremer Untersuchung halten Beratung im Kontext von Weiterbildung für wichtig (56 %). Diejenigen Personen, die Beratung suchen, nutzen vor allem das anonyme und unpersönliche Internet (49 %), gefolgt von persönlichen Beratungssituationen mit dem Partner (43 %), Freunden (44 %) oder Beratungsstellen (39 %). Die Aspekte „Vertrauen in die Berater" und „Risiko, sich selbst jemandem anzuvertrauen" spiegeln sich in diesen Zahlen wider und verweisen auf Vertrauen als relevante Dimension der Beratung. Beratungsstellen genießen in Bremen ein hohes Maß an Vertrauen. Sie rangieren nur knapp hinter Partnern und Freunden.

Wünschenswert wäre es gewesen, potenzielle Beratungsteilnehmende differenzierter zu bestimmen und aus deren Sicht den Anlass und die Nutzungsperspektive der Beratung zu erfahren. In diesem Kontext ließen sich die Bedeutung der einzelnen Beratungsstellen und die Vertrauensfrage sicherlich differenzierter bestimmen. Auch Angaben über die Finanzierung der Beratung würden wichtige Hinweise auf den Grad der Institutionalisierung von Beratung und die zugrunde liegenden Interessen geben. Die Bremer Expertise informiert weiterhin über das Verständnis von Lernberatung, das die Einrichtungen besitzen, und über typische Situationen, in denen Beratung entsteht. Beratung wird also aus Sicht der Einrichtungen auf Bildungsberatung hin erweitert, während Beratung aus Sicht der Teilnehmenden unspezifisch bleibt. Hier spiegelt sich die empirisch-theoretische Unschärfe zwischen Bildungsberatung und Lernberatung wider – die Autorinnen haben sich tendenziell zugunsten des Begriffs „Lernberatung" entschieden, verstehen Beratung also eng mit dem Lernprozess der Bildungsteilnehmer gekoppelt. Demnach entstehen Beratungsprozesse prinzipiell an allen Stellen des Bildungsprozesses. Auf der makrodidaktischen Ebene zwischen Trägern und BAgIS sowie zwischen Kammern und Betrieben, auf der mesodidaktischen Ebene beim Erstkontakt mit den Teilnehmenden und im Kontext der Fragestellung, wie es nach dieser Weiterbildung „weitergeht". Auf der mikrodidaktischen Ebene findet Lernprozessberatung statt. Beratung stellt sich somit als integraler Bestandteil des Bildungsprozesses auf allen Ebenen dar.

Das Beratungsverständnis der Einrichtungen umfasst gemäß der Bremer Expertise sowohl Informationsleistungen als auch Klärungs- und Selbstverständigungsprozesse mit den Lernenden. Dies ist insofern interessant, als eine oft verwendete Typologie (informationsorientierte, situationsorientierte und biographieorientierte Beratung, vgl. Gieseke 2000) für die Beratungspraktiker keine hinreichende Differenz bereitzustellen scheint. Der Beratungsprozess selbst wird nur in etwas mehr als der Hälfte der Einrichtungen dokumentiert.

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